Warum „Seitensprung“ das falsche Wort ist

Das Wort Seitensprung trifft nicht den Kern der Sache. Als könnte man wie beim Ballspielen einfach mal zur Seite springen und dann wieder zurück. Es spricht vieles dafür, daß dies nicht funktionieren kann:

Es ist immer viel Bindung im Spiel. Nicht nur bei der Frau, sondern auch beim Mann geht eine körperliche Begegnung immer mit einer tiefen Bindung einher – vorausgesetzt, es liegt ein seelisch-emotionales Gleichgewicht vor, also das, was man als psychische Gesundheit bezeichnen würde. Menschen mit der Diagnose Borderline z.B. haben eine andere Wahrnehmung von Bindung. Manche sagen, auch ausgeprägt narzißtische Persönlichkeiten seien für Ausflüge in fremde Betten eher zu haben als Menschen mit einem ausgeglichenen Selbstbild.

Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Wer das Vertrauen des Partners bricht, wird es schwer haben, dem Partner danach unbefangen zu begegnen – ganz gleich, ob am Tisch oder im Bett. Was die eine Seite sich an Übertretung zugestanden hat, kann sie der anderen ab diesem Moment ebenfalls zutrauen. Und so kann es kommen, daß fortan zwei Menschen miteinander leben, die einander mißtrauen.

Die „Geliebte“ oder der „Liebhaber“ sind ebenfalls Bindungswesen. In vielen Fällen wird „die Außenbeziehung“ nur als Eindringling bezeichnet – und von den Hintergangenen verständlicherweise abgewertet. Wer als unsichtbare Dritte oder Dritter im Dreieck einer Beziehung steht, begibt sich in eine extrem schwierige Lage. Erstens hat er / sie eigene Gefühle und Bindungssehnsüchte. Zweitens wird er / sie es mit Gewissensfragen zu tun bekommen, wenn jemand Frau und Kinder oder Mann und Kinder hintergeht, um sich mit einer frischen Beziehung aufzuwerten. Dadurch lastet eine schwere Hypothek auf der Außenbeziehung.

Auch eine Beziehung ist ein Wesen für sich. Jede Beziehung hat nicht nur ihren eigenen Charakter (ein Traumpaar, eine „wilde“ Ehe, ein verrücktes Paar, zwei wie Pech und Schwefel usw.), sie hat auch etwas Wesenhaftes. Da ist etwas zwischen zwei Menschen, das sich nur schwer in Worte fassen läßt. Und doch ist es da. Man merkt es spätestens an der tiefen Leere, die entsteht, wenn das Wesen einer Beziehung erkrankt, wenn eine große Krise da ist. Gut, wenn sich dann zwei gemeinsam um das Wesen der Beziehung kümmern, die Beziehung wie eine Person an die Hand nehmen und aufmuntern, beschenken.

Es kommt alles raus – so oder so. Eine Außenbeziehung wird nicht dadurch besser, daß sie geplant, getarnt und vertuscht wird. Auch wenn der Betrogene sein Leben lang in dem Irrglauben lebt, es sei alles in Ordnung, kann eine Außenbeziehung auf andere Weise herauskommen: z.B. in Form von Depressionen oder Herz-Kreislauferkrankungen bei dem, der sich auf ein „Abenteuer“ einläßt, denn Lügen und die doppelte Buchführung in der Beziehung sind anstrengend. Also lieber dort investieren, wo es sinnvoll und willkommen ist.

Wahres Wort: Hunger stillen macht einen selbst satt

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