Wie oft geht es uns so, daß wir alte Schuldscheine aufheben, von denen wir glauben, sie sollten eines Tages eingelöst werden. Werden sie nicht.
Neues kommt am einfachsten dann in eine Beziehung, wenn altes weicht. Loslassen kann man jedoch nur, was man in die Hand nimmt. Zum fünften Fastensonntag daher die Einladung, daß Sie sich in Ruhe alles notieren, was Sie an Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin auszusetzen haben, auch alles, von dem Sie denken, er oder sie sei damit an Ihnen schuldig geworden. Gründlich. Schreiben Sie alles sorgfältig auf einen Schuldschein, DIN A4 oder auch DIN A3, wenn Sie denken, Ihr Partner hätte ein großes Minuskonto bei Ihnen aufgebaut. Fühlen Sie noch einmal kurz die Schwere, die in diesen alten Schulden liegt, von denen Sie dachten, sie würden irgendwan ausgeglichen.
Wenn Sie dann so weit sind, daß Sie diese Schwere fühlen, falten Sie den Schuldschein zusammen, stecken Sie ihn in einen Umschlag, suchen sich draußen ein feuerfestes Plätzchen, vielleicht bei den Mülltonnen, und verbrennen Sie den Umschlag. Das können Sie alleine tun, ohne daß Ihr Partner etwas davon erfährt. Diese Methode ist dann nützlich, wenn Sie momentan keinen guten Zugang zu Ihrem Partner / Ihrer Partnerin haben.
Wenn Sie miteinander sprechen und ohnehin an Versöhnungsprozessen arbeiten, können Sie natürlich auch gemeinsam feierlich zur Tat schreiten. Wichtig ist dabei nur eines: der eine erfährt vom anderen auf keinen Fall, was auf dem jeweiligen Schuldschein geschrieben steht.
Die Vergebung ist ein Geheimnis, und sie soll erlebt werden, nicht erzählt. Lassen Sie den anderen fühlen, daß und wie Sie vergeben haben.
Ich wünsche Ihnen und den Ihren eine Zeit der Erleichterung und des Segens.