Beziehungen scheitern häufig nach nicht an zu wenig gutem Willen, sondern an zu vielen Erwartungen: permanente Harmonie, unbedingte Bewunderung und Anerkennung, Romantik, grenzenloses Verständnis, Gedankenlesen, Wunschwissen und pausenlose Erotik – das alles muß drin sein in der Beziehung. Natürlich liest sich das hier übertrieben. Aber fragen Sie sich mal, bei welchem Gedanken Sie sich (früher) schon mal beobachten konnten. Unrealistische Vorstellungen von dem, was eine Beziehung zu sein habe, bringen das Miteinander durcheinander. Wenn die hohen Erwartungen, die beide Partner ans Gegenüber und an das hoffnungslos überladene Konstrukt „Beziehung“ haben, nicht erfüllt werden, werten sich die Partner zunächst gegenseitig ab … und irgendwann die ganze Beziehung.
Überzogene Erwartungen zählen zu den Selbsttäuschungen. Täuschungen führen irgendwann zu Ent-Täuschungen. Solche Selbsttäuschungen entstehen häufig im Orbit der Verliebtheit, in der Rosabrillenphase, wenn das (sonst planende) Frontalhirn hin und wieder höflich in den Stand-By-Modus wechselt, weil anderes eben gerade dringender ist. Im Alltag der Beziehung angekommen, stellen viele Beziehungsinsassen erschrocken fest, daß vieles ganz anders ist als anfangs gefühlt. „So war das nicht ausgemacht!“ hören sie sich innerlich sagen, dabei war oft gar nichts ausgemacht. Und hier beginnt erst die Beziehung. In den Untiefen des Alltags findet statt, was mit Miteinander gemeint ist.
Wenn hier beide Partner nach immer zu erneuernder Absprache Gelassenheit, Mitgefühl mit sich selbst und dem anderen – und viel Humor ins tägliche Leben tragen, schaffen sie gemeinsam die Basis für ein Glück zu zweit. Dieses Glück will erarbeitet werden. Der Segen des Himmels kommt hinzu, wenn hier der Boden gut bestellt wurde.